NEWSLETTER Nr. 3, März 2023

Interview: „Ein echtes Schaulaufen für gute Ideen“

Moderator Hans Haarmeyer über seine Erwartungen an den TK 2023

Prof. Dr. Hans Haarmeyer übernimmt in diesem Jahr wieder die Moderation auch für den XI. Turnaroundkongress am 22. und 23. Juni im Rheinhotel Dreesen. Er hat den Turnaroundkongress einst erfunden. Im Interview spricht er über die Anfänge, das aktuelle Programm, die Bühnengäste und seine Erwartungen an die Teilnehmenden.

Herr Haarmeyer, wie groß ist schon die Vorfreude auf den elften Turnaroundkongress?
Hans Haarmeyer: Nachdem der X. Turnaroundkongress eigentlich mein letzter Kongress sein sollte, mich aber dann viele Teilnehmer ermuntert haben über eine Weitermachen nachzudenken, steigt die Vorfreude inzwischen rasant an. Auch die Freude wieder mal im Weißen Haus am Rhein zu sein, überwiegt mein Verlangen nach Ruhe und Entspannung deutlich.

Multiple Krisen einerseits – starke Treiber wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit andererseits: Wie ordnen Sie die aktuellen Herausforderungen für Entscheider in Unternehmen ein?
Ich möchte derzeit nicht in der Haut eines Unternehmers stecken, denn weder gibt es gesicherte Orientierung für den Ausgang der multiplen Krisen noch kann von der Politik nachhaltige Hilfe erwartet werden, denn die scheint mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein als die Gesellschaft in diesen unsicheren Zeiten mitzunehmen und einzubinden. Wenn Kommunikation gerade in Krisenzeiten ein wesentlicher Faktor ist, dann kann man der Politik nur ein komplettes Versagen bescheinigen, vielleicht auch weil sie selbst keine langfristigen Ziele mehr formulieren kann, sondern nur noch von Tag zu Tag zu agieren scheint. Hier wäre ein guter Krisenberater wahrscheinlich sehr viel besser als die vielen selbst ernannten Politikberater.

Wie würden Sie die Qualität des diesjährigen Programms einordnen angesichts der erwartbaren Lösungsansätze, die aufgezeigt werden sollen?
Für mich besonders erstaunlich ist, wie konsequent und wie weiter viele Unterehmen heute schon in der Zukunft angekommen sind, während die meisten noch in Unsicherheit erstarrt zu sein scheinen. Wie so oft, gibt der diesjährige Kongress wieder Orientierung und zeigt an den vielen Fällen von Best Practice, was heute bereits machbar ist. Der XI. TK wird ein echtes Schaulaufen für gute Ideen.

Auf welche Bühnengäste als Referierende sind Sie besonders gespannt?
Es fällt mir sehr schwer jemanden insoweit hervorzuheben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass Scheer, Wambach und Schallmo dem Kongress gleich zu Beginn den richtigen Drive geben werden. Besonders neugierig bin ich persönlich auf Rob Kragt und die Zirkularwirtschaft als Zukunftsmodell.

„Ich möchte derzeit nicht in der Haut eines Unternehmers stecken“

Wie kamen Sie eigentlich damals auf die Idee zu solch einer Veranstaltung?
Auslöser war die immer wieder auftauchende Beobachtung, dass in vielen Krisenfällen sowohl Unternehmern, Berater, Gläubiger als auch Insolvenzverwalter nebeneinander auf der gleichen Baustelle unterwegs sind, aber nicht erkennen, dass sich ihre jeweiligen Ziele im Team viel besser verwirklichen lassen, als wenn sie nur im eigenen Saft schmoren. Heute ist Teambuilding in Krisen gesicherter Standard professioneller Arbeit, aber noch bis vor zehn bis 15 Jahren war das weit von einer Selbstverständlichckeit entfernt. Daher war und ist der Turnaroundkongress immer eine Netzwerk-Veranstaltung. Die vielen Unternehmer als bewusst auftretende Referenten zeigen, dass man miteinander reden und sich verstehen muss, um dann viel mehr erreichen zu können. Insoweit ist der TK eine Plattform für alle Beteiligten, um sich mit neuen Entwicklungen auseinanderzusetzen und miteinander darüber ins Gespräch zukommen. Es ist nämlich nicht zielführend, sich ständig nur selbst zu beweihräuchern.

Sie haben sich nach dem zehnten Mal als Hauptveranstalter des Turnaroundkongresses zurückgezogen, aber mit einer Veranstaltergemeinschaft aus vier Partnern auch gleich um Ihre Nachfolge gekümmert. Zufrieden mit der Weiterführung unter neuer Regie?
Das war anfänglich ein zäher und mühsamer Prozess, funktioniert aber jetzt wunderbar. Jeder der neuen Partner bringt seine eigene, besondere Sachkunde ein – genau so sollte es auch sein.

Sie konzentrieren sich ganz auf Ihre Rolle als Moderator am 22. und 23. Juni?
Ja, auch in dieser Rolle bin ich seit nun fast 20 Jahren aktiv. Ich werde natürlich gerne mit den Vortragenden und Teilnehmenden in den direkten Austausch und in die Diskussion gehen. Ich freue mich sehr auf einen hoffentlich sehr anregenden Netzwerkabend in entspannter Atmosphäre, bei schönem Sonnenwetter vielleicht sogar im herrlichen Biergarten mit Blick auf den Rhein. Und diesmal sogar erstmals mit einem kompakten Live Act als musikalische Entertainment-Einlage, auf die ich auch sehr gespannt bin. Das Rheinhotel Dreesen ist wunderschön, quasi meine alte Heimat, denn ich habe mehr als 30 Jahre gegenüber gewohnt.

Wem würden Sie mit welchen Argumenten den diesjährigen Kongress zur Teilnahme besonders ans Herz legen?
Allen, die sich immer noch vor Transformation, Digitalisierung oder KI fürchten oder ihr skeptisch gegenüberstehen. Beim Kongress erhalten sie genug Aufklärung über die Chancen und Herausforderung – womöglich die größten für uns alle im 21. Jahrhundert. Auch wer die Chancen nicht nutzt, wird enorme Veränderungen gleichwohl zu spüren bekommen. Denn nichts hält den Wandel auf. Wer an Beispielen erkennen möchte, wie die neue Welt aussehen wird, der bekommt in diesem Jahr bei uns das richtige Paket zur Inspiration und Orientierung.

Das Interview mit Prof. Dr. Hans Haarmeyer führte Thorsten Garber.

„Turnaround ist kein Sprint, sondern ein Marathon“

Prof. Dr. Peter Fissenewert über zeitgemäße Unternehmensführung

Im Grundsatz fasst Prof. Dr. Peter Fissenewert vorab die Veranstaltung fokussiert folgendermaßen zusammen: „Der Turnaroundkongress wird in diesen anstrengenden Zeiten wichtige Impulse für einen langanhaltenden positiven Wandel geben.“ Mit seinem Vortrag über „Good Governance and sustainable Compliance“ spricht er nach seinem Verständnis den Schwerpunkt zeitgemäßer Unternehmensführung und Compliance vor allem für Inhaber und Manager an – „nicht zuletzt aber auch für Berater und Insolvenzverwalter“.

Der Rechtsanwalt und Partner der Kanzlei Buse am Standort Berlin sowie Professor für Wirtschaftsrecht erklärt im Vorfeld: „Ein Turnaround ist kein Sprint, sondern eher ein Marathon.“ Es gehe nicht um ein schnelles Kurieren am Detail, sondern um die systematische Herangehensweise im gesamten Unternehmen samt seiner Strategie. Beim Turnaround gehe es also nicht um die kurzfristige Beseitigung von Krisenursachen, sondern auch um eine tiefgreifende Veränderung innerhalb des Unternehmens. Aus seiner Sicht und Erfahrung lassen sich die meisten Risiken und Krisenursachen beseitigen „durch gutes Risiko-Management, eine gelebte Compliance und eine damit einhergehende Unternehmenskultur“. Hier seien klare Strukturen aufzubauen, „die von allen Stakeholdern beachtet werden müssen“. Gleiches gelte für Turnaround- und Sanierungsberater sowie Insolvenzverwalter.

Gelebte, gegebenenfalls sogar zertifizierte Compliance-Management-Systeme hält Fissenewert für einen „nachweisbaren Wettbewerbs- und Qualitätsvorteil“, wie er sagt: „Nicht die Masse der Verfahren zeichnet den Berater aus, sondern eben die inhaltlich nachgewiesene Qualität. Über kurz oder lang werden sich nur solche Berater durchsetzen und halten können, die auf derartige Strukturen verweisen können“, prognostiziert der Praktiker, bei dem die sanierungsrechtliche Beratung einen wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt darstellt. Als anzustrebendes Ziel formuliert er: „Ein Turnaround bezeichnet eine Trendwende – vielleicht sogar eine in diesen Zeiten viel zitierte Zeitenwende – zur Verbesserung der Lage innerhalb eines Unternehmens.“

Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind das Wirtschaftsrecht und das Wirtschaftsstrafrecht und hier insbesondere das Gesellschaftsrecht, Restrukturierungen, Sanierung und Insolvenz sowie Compliance-Beratung und Manager-Haftung. Er zählt zu den führenden Beratern und Autoren in diesen Bereichen und nimmt regelmäßig als Redner an hochkarätigen Fachveranstaltungen teil. Fissenewert ist Mitglied im Deutschen Institut für Compliance (DICO) und war aktiv beim Expertenring im Bundesverband mittelständische Wirtschaft. Er ist selbst Gründer und Business Angel verschiedener Start-ups, darunter für Legal Tech. Nur nebenbei bemerkt: Verheiratet ist die Persönlichkeit des Wirtschaftsrechts mit der bekannten TV-Moderatorin Ulla Kock am Brink.

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